Bewerbungsgespräche: Zwischen Checklisten-Chaos und echter Vorbereitung

Wenn man sich heute auf ein Bewerbungsgespräch vorbereitet, landet man schnell im Dschungel des Internets: unzählige Checklisten, „Die 10 häufigsten Fragen“ und Schritt-für-Schritt-Guides, wie man sich perfekt verkauft. Viele dieser Tipps sind gut gemeint und haben auch ihre Berechtigung. Aber manchmal sieht man vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr.

Deshalb möchte ich heute mal die HR-Perspektive einnehmen.

Denn hinter einem Bewerbungsgespräch steckt meist kein Zufallsprinzip, sondern ein ziemlich strukturierter Ablauf. Warum? Nur so können wir Bewerbende fair miteinander vergleichen. Ein strukturiertes Gespräch mit ähnlichen Fragen für alle hilft uns dabei, objektiver zu bewerten, auch wenn die Fragen manchmal auf den ersten Blick etwas „0815“ wirken.

Und ja, manche Fragen erscheinen vielleicht auf den ersten Blick seltsam oder sogar überflüssig. Aber oft testen wir damit nicht nur die Antwort an sich, sondern auch, wie jemand reagiert: spontan, reflektiert, irritiert oder souverän. Es geht also oft mehr ums Wie als ums Was.

Was wirklich zählt

Ich gehe davon aus, dass du die typischen Fragen und Online-Checklisten längst kennst. Deshalb möchte ich dir etwas anderes mitgeben: Bereite dich nicht nur inhaltlich vor, sondern vor allem mental.

Denn die meisten Antworten trägst du ohnehin schon in dir. Was dir wirklich hilft, ist die innere Vorbereitung auf das Unerwartete. Und wichtig: Akzeptiere die Nervosität. Sie wird kommen und das ist völlig normal. Der Versuch, sie zu verdrängen, macht es oft nur schlimmer. Besser ist es, sie anzunehmen, tief durchzuatmen und Strategien zu entwickeln, um auch in angespannten Momenten bei dir zu bleiben.

Drei Impulse für deine Vorbereitung:

  1. Statt 20 Fragen auswendig zu lernen, frag dich lieber: Was macht mich aus? Was motiviert mich? Was war ein beruflicher Moment, auf den ich stolz bin? So bleibst du flexibel und authentisch.
  2. Simulation hilft: Übe ein Gespräch mit jemandem, der ehrlich zu dir ist. Nicht, um perfekte Antworten abzuliefern, sondern um dich an die Gesprächssituation zu gewöhnen.
  3. Denk an deinen Plan B: Überlege dir im Vorfeld, was du tun kannst, wenn dir mal nichts einfällt. Ein ruhiges „Ich muss kurz überlegen“ wirkt meist souveräner als ein hektisches Herumstammeln.

Ein Bewerbungsgespräch ist kein Test mit richtig oder falsch, sondern ein Dialog. Klar, nicht überall läuft es auf Augenhöhe ab. Es gibt immer wieder Gespräche, die eher nach altem Muster geführt werden oder wenig Wert auf echtes Interesse legen. Aber genau dann darfst du dich auch fragen: Will ich in einem Unternehmen arbeiten, in dem das der Standard ist?

Wenn du dich mental gut vorbereitest, bist du im Vorteil. Nicht, weil dann alles perfekt läuft, sondern weil du gelassener mit kleinen Unsicherheiten umgehen kannst und bei dir bleibst, auch wenn mal etwas anders läuft als erwartet.

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