Zuhören: Die unterschätzte Superkraft moderner Führung

In einer Zeit, in der Mitarbeitende zunehmend im Homeoffice arbeiten, stehen Führungskräfte mehr denn je vor der Herausforderung, Nähe, Vertrauen und Engagement auf Distanz zu schaffen. Eine wachsende Zahl an Studien kommt dabei zu einem klaren Schluss: Zuhören ist keine Soft Skill, es ist ein strategisches Führungsinstrument.

Was Zuhören wirklich bewirkt

Eine aktuelle Studie mit 527 Remote-Mitarbeitenden zeigt: Sowohl organisationales als auch direktes, also vorgesetztenbezogenes Zuhören, stärken das Gefühl von Unterstützung im Unternehmen. Dies führt zu höherer emotionaler Bindung, besonders stark wirkt hier das Zuhören der direkten Führungskraft.

Zahlen aus verschiedenen Quellen wie Forbes, Salesforce und McKinsey untermauern das eindrucksvoll:

  • Mitarbeitende, die sich gehört fühlen, sind 4.6-mal motivierter, ihre beste Leistung zu bringen.
  • Teams mit zuhörenden Führungskräften verzeichnen 21 % mehr Profitabilität, 59 % weniger Fluktuation und 41 % weniger Absenzen.
  • 67 % weniger Kündigungen dort, wo empathisches Zuhören Teil der Führungskultur ist.

Wie echtes Zuhören aussieht

Oft wird Zuhören fälschlicherweise mit Nicken und Augenkontakt gleichgesetzt. Doch wirklich zuzuhören bedeutet mehr:

  • Auf das Gesagte und Ungesagte achten
  • Emotionen anerkennen und spiegeln
  • Offene, klärende Fragen stellen
  • Bewertungen zurückhalten und Raum geben
  • Feedback aufnehmen – und danach handeln

Paraphrasieren, also das Gesagte in eigenen Worten zurückgeben, ist dabei zentral. Es zeigt, dass verstanden wurde, statt nur gehört.

Was Unternehmen tun können

Um eine echte Zuhör-Kultur zu etablieren, braucht es keine millionenteuren Tools. Hier einige wirkungsvolle Schritte:

  • Zuhören trainieren, z. B. mit gezielten Leadership-Trainings für empathisches und aktives Zuhören.
  • Strukturen schaffen, in denen Mitarbeitende offen sprechen können, z. B. durch anonyme Feedbackkanäle oder Dialogformate.
  • Ernst machen mit Rückmeldungen: zuhören heisst auch, aus dem Gehörten konkrete Schritte abzuleiten.
  • Zuhören sichtbar leben: Führungskräfte müssen mit gutem Beispiel vorangehen.

Meine Erfahrung zeigt: Eine gute Arbeitsbeziehung entsteht nicht von heute auf morgen.

Wenn Führungskräfte nur im Jahresgespräch wirklich zuhören, ist das zu wenig. Viel wichtiger ist es, im Alltag aufmerksam zu sein und regelmässig echtes Zuhören zu üben. Dabei lohnt es sich auch, ehrlich zu reflektieren, ob man wirklich ganz beim Gegenüber ist oder schon innerlich die eigene Antwort vorbereitet, während die andere Person noch spricht. Erst durch diese bewusste Haltung entsteht Vertrauen und eine echte Verbindung, die Mitarbeitende motiviert und bindet.

Quellen:

Patterson, S. H. (2025, April 15). The organizational power of deep listening. Connection Works Blog. https://www.connectionworks.com/blog/2025/4/15/the-organizational-power-of-deep-listening neuroleadership.com+3connectionworks.com+3linkedin.com+3

Reinecke, L., Klimmt, C., & Vorderer, P. (2024). Disconnection, not detox: Why meaningful digital communication matters in a world of media overuse. Journal of Communication Management, 28(2), 123–137. https://doi.org/10.1108/JCOM-11-2023-0117

Velumyan, N. (2025, Februar 11). The Silent Superpower: How Listening Affects Corporations. Forbes (Coaches Council). https://www.forbes.com/councils/forbescoachescouncil/2025/02/11/the-silent-superpower-how-listening-affects-corporations/

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